Biografie

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Herkunft, Privates, frühe Jahre

Am 22. Juni 1975 wurde Andreas Klöden in Mittweida (Sachsen, DDR) als Sohn eines Soldaten der Volksarmee und einer Lehrerin für Deutsch und Kunst geboren, wuchs aber nach einem Umzug mit seinen Eltern im brandenburgischen Groß Schacksdorf bei Forst auf. Er hat noch zwei jüngere Schwestern. Andy ist ein Familienmensch und daher stets bemüht, den Kontakt zur Familie trotz vollgepacktem Terminkalender so gut wie möglich zu pflegen.

Seine Mutter hat im übrigen einen nicht ganz unerheblichen Anteil daran gehabt, dass aus Klödi ein exzellenter Zeitfahrer wurde. Denn sie war es, die in einem kleinen roten Jeep als Tempomacher vor ihrem Sohn hergefahren ist und somit den perfekten Windschatten für seine Zeitfahr-Trainingseinheiten spendete.

Andy im Sportinternat: „Hilde“ und Jan Ullrich lernen sich kennen

Andreas Klöden entdeckte schon in früher Kindheit die Liebe zum Rennradsport und bestritt bereits im zarten Alter von elf Jahren erste Radrennen für die SG Dynamo Forst, wo er auch beachtliche Erfolge feiern konnte. Diese und seine Begabung blieben den Talentspähern des damaligen DDR-Sportsystems natürlich nicht verborgen. So kam es, dass Klöden 1988 in die Kinder- und Jugendsportschule nach Berlin-Weißensee umzog, wo er beim SC Dynamo Berlin weiter fleißig trainierte. Im Internat kreuzten sich auch erstmals die Wege von Klödi und Jan Ullrich – beide verbindet bis heute eine sehr enge Freundschaft -, der nur einige Zimmer neben ihm untergebracht war. In der Zeit wurde Andy auch auf seinen Spitznamen „Hilde“ getauft, da er als Jugendlicher dem Partyleben nicht wirklich abgeneigt gewesen sein soll und oft nur „wilde Hilde“ genannt wurde, wovon später „Hilde“ übrigblieb.

Klöden und seine Familie

Im Oktober 2006 heiratete Andreas Klöden seine langjährige Freundin Bettina in Berlin. Bereits 2002 wurde seine erste Tochter geboren, die den Namen Felicitas trägt, 2005 wurde das Familienglück durch die Geburt der zweite Tochter Letizia perfekt. Die „Klödens“ leben seit einigen Jahren in Landschlacht in der Schweiz (Gemeinde Münsterlingen im Bezirk Kreuzlingen des Kantons Thurgau).

1998 – 2006: Karriere bei T-Mobile

Andys erster großer Erfolg in jungen Jahren war der Gewinn der Bronzemedaille im U23-Zeitfahren der Straßen-Radweltmeisterschaft 1996. Zwei Jahre später unterzeichnete er beim damaligen Team Telekom einen Vertrag – der Beginn seiner Profilaufbahn.

Anschließend feierte Hilde ein Profidebüt nach Maß: Bei der Niedersachsen-Rundfahrt, seinem ersten Profirennen überhaupt, konnte er gleich gewinnen.

Insgesamt blieb Andy der Magenta-Truppe, die später den Namen T-Mobile trug, acht Jahre treu, wobei er in dieser Zeit viele Höhen und Tiefen durchlebte. Klödi stellte sich viele Jahre voll in den Dienst von Teamkollege und Kumpel Jan Ullrich, der seinerseits Kapitän bei T-Mobile war. Bei zahlreichen Radrennen stellte er seine eigenen Erfolge zurück und glänzte in der Rolle des sportlichen Helfers (Wasserträger) für Ullrich. Dennoch konnte auch Andreas beachtliche Erfolge für sich verbuchen, allen voran im Jahr 2000, wo er ins Rampenlicht des Radsports rückte und sein Stern aufging.

2000: Klödi feiert große Erfolge

Erst gewann er den Frühjahrs-Klassiker Paris-Nizza, danach folgte direkt der Gesamtgewinn der Baskenland-Rundfahrt. Im gleichen Jahr sicherte sich Hilde zudem den zweiten Platz bei der Deutschland-Tour. Auch bei den Olympischen Sommerspielen in Sydney landete er auf dem Podest (Bronze): Im Olympischen Straßenrennen musste sich Andy nur seinen beiden Teamkollegen Jan Ullrich und Alexander Winokurow geschlagen geben. In den folgenden Jahren konnte er an seine herausragenden Erfolge leider nicht anknüpfen.

2001 – 2004: Seuchenjahre für Andy

Von 2001 bis 2004 wurde Andy förmlich vom Pech verfolgt: Er erlebte wahre Seuchenjahre, die von vielen Verletzungen und schweren Stürzen geprägt waren. Bei einem Speedboot-Unfall in Südafrika zog er sich eine Bandscheibenverletzung zu, die ihm fast die Karriere kostete. Doch die Kämpfernatur quälte sich und tat alles dafür, um wieder den Anschluss an die Crème de la Crème des Radsports zu schaffen. Ein erneuter Bandscheibenvorfall warf ihn aber weiter zurück. Zusätzlich hatte Andreas auch Pech mit schweren Stürzen. So z.B. bei der Tour de France 2003, als er sich nach einem Massensturz das Steißbein gebrochen hatte und das Rennen vorzeitig beenden musste. Außerdem litt er immer wieder unter Knieschmerzen, die die Zweifel an seine sportliche Zukunft größer werden ließen. Doch Klödi bewies Moral sowie Ehrgeiz und wurde im folgenden Jahr dafür belohnt.

2004: Sensations-Zweiter bei der Tour de France

2004 fand Andy zurück in die Erfolgsspur und feierte eine erfolgreiche Wiedergeburt auf dem Sattel. Erst sicherte er sich den Deutschen Meistertitel im Straßenrennen, bevor er wenige Wochen später bei der Tour de France groß auftrumpfte. Bei seiner dritten Teilnahme am größten Radrennen der Welt belegte Hilde am Ende noch sensationell den zweiten Platz in der Gesamtwertung, obwohl er eigentlich wieder nur als Edelhelfer für Jan Ullrich vorgesehen war, der sich am Ende mit Platz vier begnügen musste. Mit dieser Leistung weckte Klödi natürlich das Interesse einiger anderer Teams und in der Gerüchteküche wurde über einen Wechsel zu Gerolsteiner oder dem spanischen Pro Team Illes Balears-Banesto (heute Movistar Team) spekuliert, wo er die Führungsrolle hätte übernehmen können. Doch er blieb bei T-Mobile und damit Ullrich als Helfer treu.

Bei der darauffolgenden Tour konnte Andy seinen großen Erfolg aus dem Vorjahr leider nicht wiederholen. Aufgrund eines Kahnbeinbruches in seiner rechten Hand – infolge eines Sturzes auf der 16. Etappe – musste er an Position elf im Gesamtklassement liegend das Rennen beenden.

2006 konnte Klöden die große Schleife durch Frankreich erneut auf Platz 2 (eigentlich 3. Platz, doch dem vermeintlichen Tour-Sieger wurde der Titel nachträglich aberkannt) beenden. Ursprünglich sollte er dabei wieder als Zugpferd für Ullrich in die Pedale treten, doch dieser wurde genau wie die Favoriten Ivan Basso und Francisco Mancebo kurz vor dem Tour-Start vom Rennen ausgeschlossen, sodass Hilde ab sofort Kapitän bei T-Mobile war.

2007 – 2009: Karriere bei Astana

Nach acht Jahren beim Telekom/T-Mobile-Team erklärte Andreas Klöden im August 2006 seinen Wechsel zum neugegründeten Team Astana, für die er zwischen 2007 bis 2009 aktiv war. Neben Matthias Kessler traf Klödi in Person von Alexander Winokurow, mit dem er als Doppelspitze in die Saison ging, auf einen weiteren Freund und alten Weggefährten. Die Kapitänsrolle hatte aber Winokurow inne und auch das Team wurde um den Kasachen aufgebaut. Die ambitionierte Truppe hatte den Sieg bei der Tour de France als großes Ziel anvisiert. Andy ging nach seinem Erfolg beim Frühjahrsklassiker Tirreno-Adriatico mit viel Selbstvertrauen in die 2007er Tour. Dort zog Astana seine Fahrer aber ab und somit war auch für Hilde die Frankreich-Rundfahrt beendet.

Im Dezember 2007 gab Andreas bekannt, dass er ein weiteres Jahr für das kasachische Team Astana fahren wolle, nicht zuletzt, weil man eine erstklassige Mannschaft mit vielen ambitionierten Fahrern zusammen hatte. Immerhin wechselte mit Alberto Contador ein ehemaliger Toursieger zum Team, Klödi musst mal wieder um das Kapitänsamt kämpfen. Im Januar 2008 nahm das neuzusammengestellte Astana-Team das Training auf und beim Giro d’Italia gewann Contador mit Helfer Klöden die Gesamtwertung. Andy selbst, der vorne mitmischte, konnte den Giro jedoch nicht zu Ende fahren, da er die letzte Etappe aufgrund von Fieber und Schüttelfrost ausfallen lassen musste. Für die Tour de France 2008 wurde das Team nicht eingeladen.

2009: Hilde strampelt für Armstrong

2009 bekam der Rennstall mit Lance Armstrong, der sein Comeback feierte, einen weiteren prominenten Neuzugang. Doch für Andy bedeutete die Verpflichtung des Tour-Siegers, dass er in der Astana Hierachie hinter Contador und Armstrong auf den dritten Rang abrutschte. Dennoch wusste er zu überzeugen und konnte wie gewohnt im Frühjahr mit starken Leistungen bei Rundfahrten überzeugen. So auch bei der Tour de France 2009, wo er wieder als Edelhelfer fungierte und am Ende einen starken 6. Platz in der Gesamtwertung belegte.

2010: Wechsel mit Armstrong zu RadioShack

2010 war das Astana-Kapitel für Andy beendet und er wechselte zum neu gegründeten Team RadioShack um Lance Armstrong. Der siebenmalige Toursieger aus den USA spielte bei dem Wechsel eine wichtige Rolle, da er von den starken Helferdiensten Klödis sehr beeindruckt war und ihn letztendlich für sich gewinnen konnte.

Mit einer klangvollen Dreierspitze, bestehend aus Armstrong, Klöden und Levi Leipheimer, ging RadioShack bei der Tour de France 2010 an den Start, doch keiner des Trios konnte wirklich überzeugen. Klödi erreichte aber immerhin noch einen respektablen 14. Platz in der Endabrechnung. Bei der folgenden Tour de Suisse wurde er Achter.

2011: Erfolg und Pech für Klöden

Die Saison 2011 sollte zu einer der erfolgreichsten in Hildes Karriere werden. Er präsentierte sich in gewohnt starker Frühform und konnte bei Paris-Nizza den 2. Platz – bei einem eigenen Etappensieg – belegen. Weitere Erfolge verbuchte der zweifache Tour-Zweite beim Zeitfahren Criterium International sowie bei der Baskenland-Rundfahrt Vuelta, wo er sowohl die Gesamt- als auch die Punktwertung gewann. Diese gute Form konnte Andy auch mit zur Tour de France nehmen, wo er aber wieder Mal vom Pech verfolgt wurde und wegen zahlreicher Sturzverletzungen und Rückenproblemen vorzeitig aufgeben musste.

2012: Keine großen Highlights

Nach der Fusion vom US-Team RadioShack und dem Rennstall Leopard-Trek aus Luxemburg, fuhr Hilde nun offiziell für das Team RadioShack-Nissan-Trek.

Die Tour de Suisse verlief nicht optimal. Zwar erreichte er beim Zeitfahren den siebenten Rang, doch obwohl er für seinen Kapitän Fränk Schleck auf der Schlussetappe hart ackerte, musste sich der Luxemburger im Gesamtklassement mit dem zweiten Platz begnügen. Klödi landete in der Endabrechnung auf Rang 38.

Bei der Tour de France 2012 zählte das deutsche Radsport-Ass dann aber wieder zum erweiterten Favoritenkreis, jedoch verpasste Hilde am Ende mit dem 11. Platz eine Top-Ten-Platzierung. Die Vorentscheidung fiel bereits auf der 7. Etappe, die zugleich die erste große Bergankunft war und bei der Andy leider den Anschluss zur Spitzengruppe mit dem späteren Toursieger Bradley Wiggins und wichtige Minuten im Gesamtklassement verlor. Immerhin konnte er sich aber vom 16. auf einen am Ende respektablen 11. Platz vorkämpfen.